Motorrad einwintern

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sich wieder langsam in Richtung Nullpunkt bewegen (spätestens im Oktober) steht das Einwintern des Motorrads auf dem Programm. Denn nur wenige Biker bewegen das Motorrad auch im Winter.

Wer sein Motorrad einfach nur im Herbst in die (kalte) Garage stellt, wird nämlich im kommenden Frühjahr höchstwahrscheinlich ein paar (mehr oder minder grobe) Probleme bekommen.

Der Motorradfreak hat aber das Bike in der eigenen Garage stehen und führt die (wenigen) wichtigen Tätigkeiten auch selbst durch:

 

Motorradpflege

Die Maschine muss gründlich gesäubert werden. Nach der Wäsche sollten alle Funktionen überprüft und anstehende Reparaturen nicht auf die lange Bank geschoben werden. Wenn im Frühjahr die Saison beginnt, sind die Werkstätten meist ausgelastet, während man im Spätjahr leichter und schneller Termine bekommt.

Alle beweglichen Teile wie Bowdenzüge, Schaltgestänge, Bremshebel und besonders die Antriebskette sollten vor der Winterpause einmal gründlich geschmiert werden. Für die meisten Komponenten ist Universalsprühöl geeignet, für die Antriebskette sollte ein Kettenspray verwendet werden.

 

Benzin

Das Benzin wird in den Wintermonaten unbrauchbar. Gebrochenes Benzin ruiniert Dichtungen, Ventile, Pumpen, Nadeln etc. und sorgt für teure Zerstörungen im "Herz" des Motors.

Ob der Tank des Motorrades voll oder leer sein soll, hängt vom Material ab: Blechtanks gehören bis oben angefüllt, damit sie über den Winter keinen Rost ansetzen können. Kunststofftanks stehen besser komplett entleert.

Die meisten modernen Maschinen haben heutzutage eine Einspritzanlage. Diese bedarf keine spezielle Behandlung vor dem Winterschlaf.

Motorräder mit Vergaser: Ganz wichtig ist es, den Vergaser zu entleeren, damit die erste Ausfahrt nach dem Winter gesichert ist. "Die Zündwilligkeit des Kraftstoff-Restes im Vergaser sinkt, außerdem können Rückstände einzelne Düsen verstopfen. Um den Vergaser zu entleeren, braucht man nur die unter der Schwimmerkammer angebrachte Ablassschraube zu öffnen. Wichtig dabei ist, dass die wenigen Zentiliter Kraftstoff in einem geeigneten Gefäß aufgefangen und fachgerecht entsorgt werden.

Verbrauchen Sie auch noch rechtzeitig Altbestände von Reservekanistern & Co.: auch dieses Benzin wird im Winter nicht besser und sollte im Frühjahr nicht mehr (oder nur stark gemischt) verwendet werden.

 

Öl

Als nächstes kümmert man sich um das Motorenöl. Ein Ölwechsel ist zwingend. Altes Öl ablassen, den Filter wechseln und frisches Öl einfüllen. Dass man Altöl umweltgerecht entsorgt ist eine Selbstverständlichkeit. Nach dem Ölwechsel sollte der Motor nicht mehr gestartet werden – er schläft schon.

Minimalanforderung: Wenn im Frühjahr ein Ölwechsel ansteht, sollte man diesen vorziehen.

 

Reifen

Am besten steht die Maschine den Winter über aufgebockt. Beispielsweise vorne und hinten auf Montageständern oder Reparaturböcke, die das Gewicht des Motorrades tragen.

Wer sein Motorrad trotzdem auf den Reifen belastet abstellen will (muss), sollte zumindest den Reifendruck  um 0,5 bis 1,0 Bar erhöhen als in der Anleitung für das Motorrad vorgesehen. Vor dem Re-Start dann aber wieder den Reifendruck richtig stellen!

 

Batterie

Motorradbatterien sind empfindlicher als Autobatterien und gehören daher für die Winterpause ausgebaut und frostsicher an einem gut belüfteten Ort gelagert. Batterien unbedingt vor dem Einwintern volladen bzw. über den Winter hegen und pflegen.

Legen Sie sich Idealerweise eine Dauerladestation zu (im Fachhandel erhältlich) und hängen Sie die Pole ab und das Dauerladegerät an. Auch der Ausbau der Batterie (plus Anhängen an die Ladestation) ist eine Option.

Achtung: immer zuerst den Minuspol lösen.

 

Kühlwasser

Wer ein Flüssigkeitsgekühltes Zweirad sein Eigen nennt, sollte die Kühlflüssigkeit erneuern und den Frostschutz nicht vergessen. Zumindest muss das Kühlwasser auf Frostsicherheit geprüft werden.

 

Rost

Idealerweise steht Ihr Motorrad im Winter recht warm und trocken. Auch Zugluft sollte vermieden werden - diese bringt nämlich in den Wintermonaten Feuchtigkeit und folglich Rost.

Putzen Sie demnach das Bike und trocknen Sie es vor dem Einwintern noch kräftig ab. Schwer zugängliche Winkel kann man mit Kriechöl behandeln. Um Rost vorzubeugen, empfiehlt es sich, Lackschäden zu beheben. Chromteile freuen sich über entsprechende Chrompflegemittel.

 

Auspuff

Damit über den Auspuff keine Feuchtigkeit ins Motorrad eindringen kann, verstopfen Sie den Auspuff mit einem Fetzen. Profis verwenden hier sogar Ölgetränkte Putzfetzen - damit da auch ja nichts durchgeht.

 

Bekleidungspflege

Auch die Kleidung sollte vor dem Winter gepflegt und wenn nötig gewartet werden. Im Frühjahr in eine dreckige, starre Ledermontur zu schlüpfen, ist ein meist weniger geschmeidiges Unterfangen. Wobei Leder ohnehin der regelmäßigen Pflege bedarf. Nach einer gründlichen Reinigung mit speziellem Lederreinigungsmittel gründlich einfetten, danach polieren. Besonderes Augenmerk auf die Nähte richten, denn wer hier mit Sorgfalt bei der Sache ist, beugt der Wasserdurchlässigkeit vor. Falls es etwas zu flicken gibt, am besten ab damit zum Schneider, der übrigens oft auch eine professionelle Reinigung und das Imprägnieren übernimmt, eine Frage des Preises. Stiefel und Handschuhe kann man selbst putzen und einfetten. Helmpflege darf auch nicht fehlen. Der Austausch eines neuen Visiers kann jetzt schon erfolgen.

Die Träger von Textilbekleidung interessiert das alles weniger. Sie stecken Ihre Klamotten einfach in die Waschmaschine. Dabei tun sie gut daran, die Herstellerangaben (kein Weichspüler, nicht Schleudern) zu beachten und die Protektoren zu entfernen. Wenn die feinen Stoffe vollständig trocken sind, werden sie mit Imprägnierspray behandelt. Damit ist sichergestellt, dass sie auch im neuen Jahr Wind und Wetter trotzen.

 

Versicherung

Wer mit dem Bike nicht fährt, sollte auch nichts dafür zahlen. Außer vielleicht für das Garagenrisiko (kann man bei der Versicherung im Rahmen einer bestehenden Kaskoversicherung beantragen) - denn gestohlen werden (oder Umfallen, Brand etc.) kann das Motorrad auch ohne Benzin...

Kennzeichenhinterlegung

Eine Kennzeichenhinterlegung bei einer Zulassungsstelle macht hier sicher Sinn. Sie sparen sich dadurch Haftpflichtversicherung und   Motorbezogene Versicherungssteuer

Das ist vor allem dann ratsam, wenn Sie zumindest 3 Monate (oder länger) auf das Motorrad verzichten können.

Bei der Entnahme aus dem Depot benötigen man eine Versicherungsbestätigung   - unbedingt vorher mit der Versicherung Kontakt aufnehmen!

Stilllegungsvorteil

Sollten Sie die Kennzeichen nicht hinterlegen wollen (damit Sie vielleicht auch ab und an im Winter fahren können), bieten fast alle Versicherungen einen "Stilllegungsrabatt" an. Dies ist zumeist ein netter Nachlass über die gesamt Jahresprämie, der Sie zur Nichtbenutzung des Fahrzeuges in den Wintermonaten verpflichtet (je nach Versicherung ca. November bis Feber/März). Wenn Sie trotzdem "ausreiten" wollen, haben Sie im Schadensfall dann oft einen Selbstbehalt zu tragen (auch dieser variiert von Versicherung zu Versicherung - ist aber nicht extrem hoch).

 

 

Einen erfolgreichen Winterschlaf für Euer Bike, wünscht Karl.

 
Karl Valachovic  •  Wien   •  Design & Inhalt © 2010  Karl Valachovic